Während der Schwangerschaft beraten sich Paare darüber, wer wie viele Monate Elternzeit nimmt und wie sich die finanzielle Situation mit Elterngeld darstellt. Der Wiedereinstieg in den Job spielt in seiner konkreten Ausgestaltung noch eine recht untergeordnete Rolle, da es eine große Unbekannte gibt, mit der wir nur schwer kalkulieren können: Unser Kind. 

Was bedeutet das nun in der Konsequenz? Das wir gar nichts planen und einfach alles auf uns zukommen lassen? Ja und nein. 

Natürlich können wir als werdende Eltern noch nicht alles bis ins kleinste Detail planen, weil ein Kind von heute auf morgen das Leben ganz schön auf den Kopf stellen kann. Doch aus persönlicher und auch aus beruflicher Erfahrung weiß ich, dass es sich trotz aller Ungewissheit lohnt, schon frühzeitig einen ersten Plan zu entwerfen. Idealerweise schon dann, wenn wir als Paar noch nicht den körperlichen und mentalen Begleiterscheinungen eines kleinen Babys unterliegen. Einer der wichtigsten Punkte bei der Erstellung eines solchen Plans ist es, dass dieser nicht in Stein gemeißelt ist. Er soll vielmehr als Orientierungshilfe dienen, an der man sich wenn nötig entlang hangeln kann. Und folgende Punkte empfehle ich schon frühzeitig zu durchdenken:

 

Bleib in Kontakt

Um nach der Elternzeit wieder gut anknüpfen zu können, rate ich immer mit dem Arbeitgeber in Kontakt zu bleiben. In den ersten Monaten mit Baby stehen sicherlich noch ganz andere Themen auf der Prioliste,  doch nach einem halben Jahr ist das möglicherweise schon anders. Triff Dich daher mit Kollegen und informiere Dich über die neuesten Veränderungen in der Abteilung. Gehe zu Firmenveranstaltungen wie Weihnachtsfeier oder Sommerfest. Bitte darum, dass Du zu Team-Workshops eingeladen wirst, die während Deiner Abwesenheit stattfinden. Zeige Interesse und bleib auch mit Deinem Vorgesetztem im Austausch gerade im Hinblick auf den konkreten Wiedereinstiegstermin. 

 

Werde Dir klar darüber, was Du möchtest 

Ein zentraler Punkt beim Wiedereinstieg in den Job ist die Frage: Was möchtest Du? Sobald Du absehen kannst, wie sich Dein Kind entwickelt, was es braucht und was vielleicht auch nicht, mache Dir ganz bewusst über folgende Fragen Gedanken:

  • Wie lange möchtest und kannst Du mit Deinem Kind zu Hause bleiben?
  • Reicht die eingereichte Elternzeit oder möchtest Du verlängern?
  • Wie lange und ab wann möchtest Du Dein Kind täglich/wöchentlich fremd betreuen lassen?
  • Welche Tätigkeiten möchtest Du künftig machen?
  • In welchem Stundenumfang möchtest Du in den Job zurück kehren? 
  • Wie sollen sich diese Stunden auf die Woche verteilen? 
  • Würdest Du Dir wünschen, dass Dein Partner Stunden reduziert, damit Du mehr arbeiten kannst? 
  • Wie viel Zeit brauchst Du in der Woche für Dich?

Besprich diese Punkte ganz offen mit Deinem Partner und sucht gemeinsam nach Lösungen, wie deren konkrete Umsetzung aussehen kann. Denn mit und durch das Kind seid ihr in der Ausgestaltung Eurer Arbeitszeit nicht mehr so flexibel wie früher und müsst Euch als Paar gut aufeinander abstimmen.


Organisiert Euch rechtzeitig

Auch wenn die Zeit bis zum geplanten Wiedereinstieg noch unendlich weit weg zu sein scheint, ist es sinnvoll, sich mit ausreichend Vorlaufzeit auf Tag X vorzubereiten. Konkret bedeutet das, dass ihr euch als Paar darüber im Klaren werden sollt, wie ihr all die anstehenden Aufgaben künftig neu aufteilen wollt.

Häufig ist es so, dass der Elternteil, der während der Elternzeit zu Hause war, wieder anfängt zu arbeiten und die Aufgaben, die zu Hause angefallen sind einfach weiter macht.  In der Folge kann das jedoch zu Unzufriedenheit und Überlastung führen, da zu dem großen Lebensbereich Familie (inkl. Kinderbetreuung und Haushalt) nun noch der Lebensbereich Beruf hinzukommt. Beide Bereiche für sich alleine können schon tagesfüllend sein. Lasten nun all diese Aufgaben nur auf einer Schulter, dann ist das schlicht und ergreifend zu viel. 

Überlegt Euch deswegen ganz in Ruhe, wer künftig welche Aufgaben übernehmen kann oder bei welchen Aufgaben ihr euch auch Unterstützung holen könnt. Sei es durch den Hemden-Service, eine Haushaltshilfe oder einen Staubroboter, der putzt, während ihr arbeitet. 

 

Selbstzweifel als mögliche Blockaden 

Je nachdem wie lange die Elternzeit war kann der anstehende Wiedereinstieg auch Selbstzweifel mit sich bringen. Es können Gedanken kommen, wie „Kann ich das überhaupt noch?“, „Wie werden mich die Kollegen in meiner Rolle als „working mum“ wahrnehmen?“, „Was ist, wenn es neue Prozesse gibt, die ich nicht verstehe?“ usw..

Die gute Nachricht ist, das ist völlig normal. Denn jede anstehende Veränderung verursacht zunächst mal ein Gefühl der Unsicherheit. Und so ein bisschen ist die Rückkehr in den Job ja auch wie der Beginn eines neuen Jobs. Aufgabenbereiche haben sich vielleicht verändert, neue Kollegen sind möglicherweise ins Team gekommen und unbekannte Prozess wurden eingeführt. 

Daher rate ich dazu, sich die Zeit zu geben, erstmal wieder im Arbeitsalltag anzukommen. Bei Bedarf auch Kollegen um Hilfe zu bitten und nachzufragen, wenn etwas unklar ist, weil es sich in der Zeit der Abwesenheit verändert hat. Und gleichzeitig wird es auch ganz viele Dinge und Abläufe geben, die sofort wieder präsent sind. Ähnlich wie beim Stricken, das verlernt man auch nicht so leicht.

 

Kinderbetreuung muss geregelt sein

Last but not least ist die Kinderbetreuung ein wichtiges Thema. Informiert euch rechtzeitig darüber, wann die Anmeldefristen in Kinderkrippen sind. Setzt euch mit verschiedenen Betreuungsmöglichkeiten auseinander und entscheidet dann gemeinsam, ob sich euer Kind bei der Tagesmutter, in der Großtagespflege, in der Krippe oder vielleicht mit einer Kinderfrau zu Hause am wohlsten fühlt. 

Legt fest, wer die Eingewöhnung macht. Plant dafür ausreichend Pufferzeiten ein, denn gerade am Anfang neigen Kinder dazu, häufig krank zu werden, was die Eingewöhnungszeit verlängern kann. Durchdenkt auch die organisatorischen Abläufe. Wenn ihr beide das Kind in die Kita bringen und abholen möchtet, braucht es eventuell einen Satz neue Kindersitze. 

Habt kein schlechtes Gewissen, weil ihr euer Kind in fremde Hände gebt. Es ist ein völlig legitimer Wunsch, Erfüllung im Familien- und im Berufsleben zu suchen. Ich denke, dass eine schließt das andere überhaupt nicht aus. Denn Spaß am Beruf, das Gefühl der Selbstbestimmung und die mentale Forderung können wichtige Zufriedenheitsfaktoren sein, die sich auch positiv auf das Familienleben auswirken. Und wenn ihr euer Kind gleichzeitig gut betreut und zufrieden mit den anderen Kindern wisst, ist das ein schönes Miteinander aus beiden Welten. 

Abschließend sei noch gesagt, dass es bei all diesen Punkten und Entscheidungen nicht darum geht, was das „Außen“ denkt oder sagt. Es geht vielmehr darum danach zu gehen, was ihr als Familie leben wollt, was Euch als Paar, als Eltern und als Arbeitnehmer wichtig ist.  

Dabei gibt es kein richtig und kein falsch. Es gibt auch nicht den EINEN Weg für alle. Doch es gibt den EINEN Weg für Euch. Solltest ihr Unterstützung dabei brauchen, diesen Weg zu finden, dann nehmt gerne Kontakt zu mir auf.

Autorin

Stephanie Poggemöller war über 12 Jahre lang in Festanstellung tätig. Nach zwei Elternzeiten ist sie in verschiedenen Arbeitszeitmodellen in den Job zurück gekehrt. Mittlerweile hat sie Work & Family gegründet (www.workandfamily.de) und ist systemischer Berater und Coach rund um die Themen „Wiedereinstieg“ und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie unterstützt berufstätige Eltern im Rahmen ihrer Coachings dabei, ein gutes Miteinander aus den beiden großen Lebensbereichen Arbeit und Familie zu finden. Dabei werden vorhandene Potentiale und Möglichkeiten genutzt und konkrete Hilfestellungen gegeben, um die ersten Schritte in Richtung Veränderung gehen zu können.

Titelbild: ©Syda Productions – stock.adobe.com